Eine seltene Urkunde – das Attest zum Bernburger Kriegsdenkzeichen für 1814-1815
Die Napoleonische Zeit brachte neben vielen anderen Umwälzungen in Europa auch einen großen Sprung vorwärts im Auszeichnungswesen. Viele neue Orden und Ehrenzeichen wurden gestiftet – zwei bis heute ikonische Auszeichnungen; die Ehrenlegion und das Eiserne Kreuz haben hier ihren Ursprung. Eine große Zahl von beteiligten Staaten schufen erstmals Feldzugsmedaillen für ihre beteiligten Soldaten.
Dieses Sammelgebiet erfreut sich seit Jahren wachsender Aufmerksamkeit und einer großen Fangemeinde, so dass Preise für Realien und insbesondere Papiere aus der Zeit nur eine Richtung kennen – nach oben.
Auch die drei recht kleinen Anhaltinischen Herzogtümer mit ihren relativ kleinen Truppenkontingenten stifteten Erinnerungszeichen für ihre Veteranen. Realien „in Metall“ sind immer mal wieder zu bekommen, Realien „in Papier“ eher weniger. Während unser Anhalt-Großmeister Dr. Scharfenberg in seinem Buch zu den Anhaltinischen Orden und Ehrenzeichen alle Stücke und auch Papiere zu den Ehrenzeichen von Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau zeigen konnte, scheint ihm keine Urkunde aus Anhalt-Bernburg vorgelegen zu haben.(1) Dr. Scharfenberg konnte leider nur den Text der Bernburger Urkunde zum Kriegsdenkzeichen aus den Stiftungs-Akten zitieren.(2) Auch in seinem 20 Jahre später erschienenen Buch über die Anhaltinischen Dokumente lag ihm noch keine Urkunde vor.(3)
Das Bernburger Kriegsdenkzeichen wurde am 04.01.1818 durch Herzog Alexius Friedrich Christian gestiftet und an die Angehörigen des Feldbataillons, der Landwehr und des Herzoglichen Jägerkorps verliehen. Laut Dr. Scharfenberg sind 624 Verleihungen nachweisbar. Verwunderlich ist es, dass sich scheinbar von den in ähnlichen Mengen verliehenen Ehrenzeichen von Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau mehr Papiere erhalten haben.
Erfreulicherweise tauchte kürzlich im elektronischen Handel eine solche Urkunde auf, die der Vf. nach hartem Bietergefecht in seine Sammlung aufnehmen konnte. Dieses seltene Dokument soll der interessierten Leserschaft nicht vorenthalten werden.
Der Text der Urkunde ist in relativ moderner Schrift gedruckt, so dass auf eine Transkription hier verzichtet werden kann.
Wilhelm Langguth, „alhier“ nahm offenbar nur am 1814er Feldzug teil, so dass auf dem Vordruck bei „Feldzügen“, „Jahren“ und die „1815“ gestrichen wurden.
Rückseitig finden sich noch 2 Bemerkungen über die Trageweise und den Verlust des Ehrenzeichens.
Das Attest ist auf wertigem Papier mit Wasserzeichen, einem Hirschgeweih mittig, gedruckt und misst 28,5 cm x 19,5 cm.
1) Siehe: Dr. Gerd Scharfenberg; „Die Orden und Ehrenzeichen der Anhaltischen Staaten“, Offenbach, 1999
2) Ebd. S.223
3) Siehe: Dr. Gerd Scharfenberg; „Dokumente zum Auszeichnungswesen Anhalts“, Dessau, 2019